Kategorien
Allgemein

Pulpitis – Nr. 1 Notfall in ihrem Mund

Innerhalb des innersten Teils jedes Zahnes befindet sich ein Bereich, der Pulpa genannt wird. Die Pulpa enthält die gesamte Blut- und Nährstoffversorgung, sowie die Nerven für den Zahn. Pulpitis ist eine schmerzhafte Entzündung der Pulpa.

Sie kann an jedem noch lebenden Zahn auftreten und wird durch Bakterien verursacht, die in die Pulpa eindringen. Eine Entzündung an sich ist eine positive Reaktion des Körpers. Mit einer Entzündung bekämpft der Körper Eindringlinge, wie z.B. Viren oder Bakterien. Wenn der Körper mit dem Immunsystem es schafft, die Eindringlinge zu entfernen, bildet sich die Entzündung zurück und das Gewebe heilt.

Wenn sich der Entzündungsprozess jedoch nicht wieder zurückreguliert, kommt es zu einer Schädigung des Gewebes und die Entzündung breitet sich aus.

 

Dies ist der Grund dafür, dass wir zwischen 2 Formen der Pulpitis unterscheiden: Der reversiblen Pulpitis und irreversiblen Pulpitis. 

 

Eine reversible Pulpitis bezieht sich auf Fälle, in denen die Entzündung nur lokal einen Teil der Pulpa betrifft und die lokale Entzündung sich wieder zurückbildet. Die Pulpa bleibt in ihrer Funktion intakt. 

Die irreversible Pulpitis tritt auf, wenn die Entzündung nicht mehr abklingt und das Pulpengewebe einen dauerhaften Schaden davonträgt. 

 

Bei einer irreversible Pulpitis infiziert sich das gesamte Gewebe der Pulpa, inkl. der Nervenfasern und der Blutgefäße. Eine unbehandelte irreversible Pulpitis führt langfristig zu einer Knochenauflösung an der Wurzelspitze (apikale Parodontitis/Ostitis) bis hin zu einem  Abszess mit Eiter und ggf. starker Schwellung der umliegenden Schleimhäute. 

 

Was sind die Symptome?

Beide Arten der Pulpitis verursachen Schmerzen, wobei die durch die reversible Pulpitis verursachten Schmerzen möglicherweise milder und als erträglicher wahrgenommen werden. Die mit einer irreversiblen Pulpitis verbundenen Schmerzen werden meist deutlicher stärker empfunden und treten häufig im Verlaufe des ganzen Tages und der Nacht auf.

Weitere Symptome beider Formen der Pulpitis sind:

  • Schmerzhafte Empfindlichkeit gegenüber Temperaturveränderungen (z.B. warme und kalte Speisen)
  • Schmerzhafte Empfindlichkeit gegenüber sehr süßem Essen
  • Beschwerden bei Druck auf dem Zahn (eher selten)

 

Die irreversible Pulpitis kann zusätzliche Symptome beinhalten, wie z. B.:

  • Fieber
  • geschwollene Lymphknoten
  • Ohrenschmerzen

Was sind die Ursachen der Pulpitis?

Bei einem gesunden Zahn schützen die Schmelz- und Dentinschicht das Pulpengewebe vor Infektionen. Eine Pulpitis entsteht, wenn diese Schutzschichten vor Bakterien durchdrungen werden und die Bakterien in die Pulpenhöhle eindringen.

Kommt es durch die Entzündungsreaktion zu einer Schwellung des Pulpengewebes entsteht ein starker Druckschmerz, da die Nerven und Gefäße in den Zahnwänden gefangen sind.

 

Die Zahnschmelz- und Dentinschichten können unter anderem durch verschiedene Dinge beschädigt werden:

  • Karies
  • säurebedingte Erosionen, also durch Säure aufgelöste Zahnschichten
  • Fraktur von Teilen des Zahnes
  • Einmalige Traumata, Unfälle
  • sich wiederholende Traumata, die durch zahnärztliche Probleme verursacht werden, wie z.B. Kieferfehlstellung oder Bruxismus (Zähneknirschen)

Welche pulpitis-fördernde Faktoren gibt es?

Erstmal alles, was das Kariesrisiko erhöht, wie z.B. eine saure Mundflora, zuckerhaltige Speisen. Dann kommen bestimmte Krankheiten, welche das Immunsystem schwächen oder generell ein geschwächtes Immunsystem.

Karies - Wie Zucker Ihre Zähne zerstört
Süßspeisen erhöhen das Pulpitis Risiko indirekt

Kinder und ältere Erwachsene können ebenfalls einem erhöhten Risiko ausgesetzt sein. Bei Kindern liegt dies vor allem an den sehr großen Pulpenhöhlen und damit verbundener geringerer Schichtstärken des Zahnschmelzes und des Dentins. Auch ist das Immunsystem bei Kindern meist noch nicht so stark. Bei älteren Erwachsenen liegt das erhöhte Risiko meist an der Qualität der Zahnpflege und der Mundhygienegewohnheiten. Durch eingeschränkte Motorik fällt das Putzen immer schwerer.

Auch die Lebensgewohnheiten können das Risiko für eine Pulpitis erhöhen, einschließlich:

  • schlechte Mundhygienegewohnheiten, z.B. kein Zähneputzen nach dem Essen und kein regelmäßiger Zahnarztbesuch
  • eine zuckerreiche Ernährung oder durch den Verzehr von Lebensmitteln und Getränken, die Karies fördernd sind, da sie viele raffinierte Kohlenhydrate enthalten
  • einen Beruf oder Hobbys zu haben, die das Risiko von Schlägen auf den Mund erhöhen, wie z.B. Boxen oder Hockey
  • Schädliches Zähneknirschen oder -pressen (Bruxismus)

Wie wird die Pulpitis diagnostiziert?

Ihr Zahnarzt wird Ihre Zähne untersuchen und dabei eine oder mehrere Röntgenaufnahmen machen, um das Ausmaß einer möglichen Karies zu bestimmen.

 

Wichtig ist auch immer Kältetest.

Dieser Kältetest dient der Diagnostik und kann die Entscheidung zwischen einer reversiblen und irreversiblen Pulpitis erleichtern.

Bei einer reversiblen Pulpitis reagiert der Zahn auf Kälte, meist etwas empfindlicher als andere Zähne, die Kälteempfindung verschwindet aber zeitnah, wenn der Kältereiz aufhört.

Bei einer irreversiblen Pulpitis reagiert der Zahn extrem schmerzhaft auf die Kälte und dies auch noch, wenn der Kältereiz schon längst nicht mehr da ist. Dieses Phänomen wird auch “reizüberdauernd” bezeichnet.

Ein zusätzlicher Klopftest, bei dem mit einem leichten, stumpfen Instrument sanft auf den betroffenen Zahn geklopft wird, kann Ihrem Zahnarzt helfen eine Diagnose zu stellen, jedoch ist dieser Test bei einer Pulpitis meist nicht eindeutig.

Ihr Zahnarzt kann auch mit einem elektrischen Pulpa-Tester analysieren, wie viel des Pulpengewebes beschädigt ist. Durch dieses Gerät wird eine winzige elektrische Ladung an den Zahn abgegeben. Wenn Sie in der Lage sind, diese Ladung zu fühlen, dann ist das Pulpengewebe noch lebensfähig, die Pulpitis wahrscheinlich reversibel.

Wie wird eine Pulpitis behandelt?

Die Behandlungsmethoden variieren je nachdem, ob die Entzündung der Pulpa reversibel oder irreversibel ist.

Wenn Sie unter einer reversible Pulpitis leiden, sollte die Behandlung der Entzündungsursache die Symptome beseitigen. Wenn Sie zum Beispiel einen Karies haben, sollte die Entfernung der Karies und die Wiederherstellung des Zahnes mit einer Füllung Ihre Beschwerden lindern.

Manchmal kann es sein, dass der Zahn noch für eine gewisse Zeit auf Kälte- oder Wärmereize reagiert, denn das Immunsystem braucht manchmal etwas Zeit um die Eindringlinge vollständig zu eliminieren. Die Beschwerden werden aber auch in diesem Fall von Tag zu Tag geringer.

Sollte eine irreversible Pulpitis vorliegen, muss das gesamte Pulpengewebe vollständig entfernt werden.

Wurzelkanalbehandlung - Horror oder schmerzlose Prozedur?
Wurzelkanalbehandlung – Horror oder schmerzlose Prozedur?

Kurz gesagt: Eine Wurzelkanalbehandlung ist notwendig. Diese kann durch Ihren Zahnarzt oder einen Spezialisten für Wurzelkanalbehandlungen, einen Endodontologen, durchgeführt werden. 

In manchen Fällen muss der gesamte Zahn entfernt werden, wenn die Ausbreitung der Entzündung sonst nicht gestoppt werden kann. 

Schmerzbehandlung

Die Schmerzbehandlung, sowohl vor als auch nach der Behandlung, kann in der Regel, wenn nötig, mit Schmerztabletten erfolgen, auch wenn dies nicht anzustreben ist. Wenn keine Unverträglichkeit besteht und keine Gegenanzeigen vorliegen, ist Ibuprofen in diesem Fall gut, da es auch noch gegen die Entzündung wirkt. Dies sollte jedoch unbedingt mit dem Hausarzt oder Zahnarzt besprochen werden.

Vorbeugung

Wie kann man nun einer Pulpitis vorbeugen? Eigentlich ganz einfach: Verhindern Sie Schäden an Ihren Zähnen. Zahnschäden lassen sich durch gesunde (basische) Ernährung, eine gute Mundhygiene und regelmäßige Zahnarztbesuche vermeiden. 

Auch Zähneknirschen und/oder Zahnpressen (Bruxismus) kann Schäden an den Zähnen verursachen und diese so angreifbarer für Bakterien machen. Ihr Zahnarzt wird Ihnen in diesem Fall sicher gerne helfen Ihre Zähne zu schützen. Meist geschieht dies durch Aufbissschienen. Der Bruxismus ist jedoch meist etwas komplexer anzugehen, als einfach eine Aufbissschiene anzufertigen und verlangt vom Zahnarzt spezielles Fachwissen. 

 

Und bringen Sie Ihr Immunsystem auf Vordermann. Das Immunsystem braucht die richtigen Nährstoffe und viel Sauerstoff um gut funktionieren zu können, sonst kann aus einer reversiblen Pulpitis ganz schnell eine irreversible entstehen.

 

Was Sie tun können:

 

Suchen Sie Ihren Zahnarzt auf, wenn Sie Schmerzen im Mund feststellen. 

Wenn eine reversible Pulpitis vorliegt, kann eine frühzeitige Behandlung verhindern, dass eine irreversible Pulpitis und damit auch mögliche Folgeschäden für den gesamten Körper entstehen.

Kurz zusammengefasst:

Eine reversible Pulpitis wird durch die Entfernung der Zahnschädigung des Zahnes behandelt und heilt vollständig aus. Bei irreversibler Pulpitis ist eine Wurzelkanalbehandlung oder die Zahnextraktion nötig, denn die Ausbreitung der Entzündung würde sonst ungehindert fortschreiten.

 

Spüren Sie hin und wieder Schmerzen im Mundraum

Dann vergeuden Sie keine Zeit und vereinbaren Sie direkt einen Termin in unserer Praxis ›

 

Ihr Martin Schönenstein

 

 

 

 

Hand photo created by jcomp – www.freepik.com